Dienstag, 28. April 2009

Ungewöhnliche Alltäglichkeiten

Es gibt so viele kleine Dinge, die hier zum Alltag gehören, aber für mich immer wieder etwas besonderes sind (oder zumindest waren). Darum möchte ich diesen verschiedensten alltäglichen Ungewöhnlichkeiten einen Blogeintrag widmen.

Auf dem ersten Bild seht ihr eine von zahlreichen Demonstrationen, die hier stattfinden. Um ehrlich zu sein habe ich immernoch nicht genau verstanden worum es den Demonstranten ging... Aber sie waren auch nicht vom bescheidenen Wetter aufzuhalten. Dazu am Ende diesen Eintrags ein kurzes Video (ich entschuldige mich für die Kameraführung…)

Das zweite Foto stammt aus Sinchon (dem Viertel in dem auch meine Universität liegt) und zeigt einen „typisch deutschen“ Biergarten (bzw „Garten Bier“), der aber von einem Koreaner geleitet wird der selbst noch nie in Deutschland war (aber in Österreich…) und deutsche Biersorten wie Becks und (!!!) Heinicken (…) führt. Dazu gibt es koreanische Würstchen (unter anderem auch weiße, nicht zu verwechseln mit Weißwurst!). Ich habe ihm vorgeschlagen Deutschland doch mal zu besuchen und ihm sogar angeboten ihm Tipps zu geben für diverse Städte, aber wie so viele Koreaner träumt er von der Schweiz und will eines Tages dort mal hinreisen um die Landschaft zu sehen. (Wundersamerweise hält wirklich ein Großteil der Koreaner die Schweiz für das Non Plus Ultra Europas.) Bei vielen ist das Wissen über Europa aber auch stark mangelhaft. Eine Kommilitonin fragte mich neulich wo ich herkäme und auf meine Antwort „from Germany“ fragte sie „aah, that is a city in England, right?“.

Das dritte Foto zeigt eine typische koreanische Süßigkeit, die es hier an den „Fressständen“ und in den Supermärkten zu kaufen gibt. Es sind „rice cakes“: Im Inneren der Kugel ist ein Kern aus roter Bohnenpaste, darum ein Reis-Teig und außen je nach Sorte Kokosraspeln, Zimt, Sesam, oder ähnliches. Die schmecken wirklich unheimlich gut – vielleicht findet man die auch in Deutschland in koreanischen Läden – solltet ihr jedenfalls unbedingt mal probieren. Mitbringen kann ich sie leider nicht, da sie sich nur 3 tage halten.

Auf dem vierten Foto (hier der Beweis, dass ich keinerlei inhaltliche Struktur in diesem Eintrag habe) ist mein „cheat sheet“ meiner Marketing Klausur. Die Professoren hier erlauben offiziell eine DIN A4 Seite voller Notizen in die Klausur mitzubringen. Als ich meine fertig hatte, dachte ich schon ich hätte ein wenig übertrieben und das freundliche Angebot ausgereizt, aber meine Kommilitonen haben zum Teil ihre Spicker beidseitig randlos in Schriftgröße 6 gedruckt… :)

Auf dem nächsten Bild seht ihr einen der Schirmtüten-Spender, von denen ich schon zuvor berichtet habe. In jeder Kneipe, jedem Shop und jedem öffentlichen Gebäude steht so ein Gerät, man steckt seinen Schirm oben rein und bekommt eine Plastiktüte darumgewickelt. Ökologisch kritisch, aber außerordentlich praktisch.

Das Foto danach fand ich einfach so schön typisch, dass ich es hochladen musste. Die Dame, die sich vorbeugt hat auch wieder so eine Schirmmütze auf, wie ich schon zuvor beschrieben habe.

Auf dem siebten Foto ist mein Mentor Justin zu sehen – der Weihnachtsbaum hat mich jetzt im April doch überrascht, aber nachdem ich von Justin darauf hingewiesen wurde habe ich bemerkt, dass man überall in Seoul noch Weihnachtsdekorationen finden kann. Die Erklärung des dazugehörigen Restaurants war: „Naja – Weihnachten kommt ja immer wieder. Und sonst haben wir hier nichts zu dekorieren. Ist doch schöner als wenn dort nichts stünde“.

Und die letzten Fotos habe ich hier im großen Supermarkt „Homeplus“ gemacht (übrigens eine Tochter von Tesco). Die Oreo Müslipackung fand ich ganz witzig. Darauf steht in koreanischer Schrift „Oräo“. Sowas sieht man hier sehr oft, dass englische Markennamen oder auch vorallem englische (oder auch anderssprachige) Ausdrücke ins Koreanisch adaptiert werden und mit koreanischen Zeichen nachgebildet werden und dann klingen wie schlecht ausgesprochenes Englisch. World cup stadium, Weekend, Risotto, Digital Media city, etc…

Im Supermarkt gibt es immer riesen Mengen an frischem Fisch und Meeresfrüchten. Und ganze Regale voller verschiedener Sorten von Algen (siehe Foto), die mittlerweile zu meinen Lieblingsnahrungsmitteln hier zählen.

Schöne Grüße aus Seoul, eure Lena





Montag, 27. April 2009

Lotuslaternen-Festival (Seokgatansinil) zu Ehren Buddhas

Gestern habe ich mit Simon in Insa-dong mal wieder ganz neue Eindrücke sammeln können. Jedes Jahr am 8.Tag des 4.Monats nach dem Mondkalender begehen die Buddhisten in Korea den Seokgatansinil (Buddhas Geburtstag) mit einem großen Fest. Dazu gibt es jede Menge Aufführungen und unter anderem auch das Lotuslaternenfestival auf dem ich gestern mit Simon war.

Um 19 Uhr haben wir uns in Jonggak getroffen und dort auf die riesige Parade gewartet. Kurz beschrieben wirkte die Parade wie eine Mischung aus St.Martin und Kölner Karneval! Alle Kinder und die Teilnehmer der Parade hatten Lampions in Lotusblumen-Form (Simon und ich haben auch je eine Laterne geschenkt bekommen) und hatten bunte, traditionelle Kostüme an. Manche Marschgruppen hatten Percussion-Instrumente, Blaskapellen und Tänzer dabei, andere gingen still und andächtig mit ihren Lampen durch die Straßen. Große Wagen und Drachen wurden rumgezogen und alles wurde auf Leinwände übertragen und moderiert.

Hinterher sind wir noch zum Jogyesa Tempel gegangen, der auch mit ettlichen Lampions und Laternen geschmückt war. Der Freilicht-Hof hatte eine Decke aus Laternen (die Fotos sind glücklicherweise doch ganz gut geworden) und man konnte auch in den Tempel selbst reinsehen. Draußen stand noch ein kleiner Pavillion mit einer Mini-Buddha-Statue, die von betenden immer wieder mit Weihwasser begossen wurde.

Ich habe unten ein paar kurze Filme angehängt, die die Atmosphäre ein wenig vermitteln sollten. Die meisten Fotos sind leider nichts geworden, weil es zu dunkel war.

Nach der Parade sind Simon und ich noch nach Sinchon gefahren, und sind essen gegangen – es war einfach zu kalt noch draußen rumzulaufen… Das Wetter ist leider hier momentan etwas instabil. Im Restaurant haben wir Sam gjop sal gegessen und dazu natürlich Soju getrunken (der mir immer noch nicht schmeckt…), Danach waren wir noch in einer Bar und danach in einem Karaoke-Schuppen in dem wir über zwei Stunden gesungen haben – das werde ich in Deutschland echt vermissen.

Ich sende euch die besten Grüße aus Seoul – die erste Hälfte der Zeit ist übrigens schon hinter mir.

Donnerstag, 16. April 2009

Jegi Dong Market

Jetzt weiß ich endlich wie sich Patrick Süskind gefühlt haben muss, als er versucht hat die Erlebnisse von Grenouille zu bes chreiben.

Die Eindrücke – vorallem die geruchlicher Art – die ich heute gewonnen habe sind au ch kaum in Worte zu fassen. Selbst die Fotos geben nicht gut genug wieder was das für ein toller Tag war, aber ich lade trotzdem zahlreiche hoch.

Heute war ich mit Simon und Ay Hyeon (einer koreanischen Freundin von mir, die ein Jahr lang in Deutschland war und deshalb sehr gut deutsch spricht) in Jegi Dong auf dem Gewürzmarkt (dem größten Gewürzmarkt Asiens) und dem Lebensmittelmarkt. Vorallem auf dem Gewürzmarkt hat es einfach so wahnsinnig gerochen (positiv wahnsinnig), dass ich es jetzt – 4 Stunden später – noch riechen kann.

Ich habe mir völlig unbekannte Gewürze gesehen und von sehr außergewöhnlichen Rezepten gehört, die die Gesundheit unterstützen sollen. Zum Beispiel werden Hirschgeweihstücke gekocht und das Koch-Wasser wird dann getrunken und Tausendfüßler (siehe 1.Foto links) werden gegessen um den Rücken zu stärken. Die Gurken hier sehen ganz anders aus (auf dem 1.Foto rechts sieht man sie, sie sind kürzer, heller und haben Pocken).

Natürlich gab es auch wieder die Seiden-Larven (2.Foto oben links)



Das Obst ist zum Teil sehr anders als bei uns in Deutschland. Die erste Sorte auf dem Foto, das Obst vorne, das aussieht wie große Äpfel, sind Birnen – ich habe es erst auch nicht geglaubt. Die Erdbeeren haben ein viel intensiveres Rot und die Honigmelonen so klein wie Kokosnüsse.


Ich wünschte ich könnte hier so richtig gut koreanisch (oder wie auch immer) kochen und wäre dann auf so einem Markt einkaufen gewesen.. Das absolute Highlight. Meine Einkäufe heute beschränkten sich leider auf „Rice cakes“ und Maronen (übrigens sehr viel größer als bei uns in Deutschland, siehe Foto!)



Hundefleisch wurde auch verkauft (der Hund, der hier gekocht/ gebraten/ geschmort/ gegrillt und verzehrt wird ist eine spezielle Züchtung nur fürs Schlachten, also so wie bei uns Kühe, nehme ich an. Fotos

vom Hundefleisch durfte ich allerdings nicht machen – da es einige Zeit selbst in Korea illegal war und sich auch heutzutage noch viele Koreaner darüber aufregen Hundefleisch zu verzehren (allerdings nur wg. der schlechten Lebensbedingungen der Hunde bist zur Schlachtung) – wird es generell verboten davon Fotos zu machen.



Es gab auch einige Stände die nur verschiedenste Knoblauchsorten verkauften (davon au ch ein Foto hier) und an denen man auch bereits gepellte Knoblauchzehen kaufen konnte – purer Luxus. Frischer Fisch zappelte auch in allen möglichen Aquarien rum (siehe Film unten) und Oktopus und was weiß ich noch was. Es war wirklich ein Erlebnis.


Und im Gegensatz zu vielen Märkten die ich im europäischen Ausland kenne ist dieser Markt hier in Jegi Dong 7 Tage die Woche von morgens bist abends 18:00 Uhr geöffnet – und Touristen hat man außer uns gar keine gesehen. Die Koreaner auf dem Markt waren auch ganz erstaunt, dass Simon und ich dort mit Kamera rumliefen.




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